Die Erinnerung so, als ob es erst
gestern gewesen sei. Ganz
deutlich die Bilder, der Klang der
Stimme. Dabei ist es lange her, irgendwann
in den neunziger Jahren
war es. Marion Costa ungeheuer
intensiv als Violetta in Giuseppe
Verdis „La Traviata“, eine jener
magischen Inzsenierungen von
Georg Rootering am Würzburger
Theater, Jonathan Seers dirigierte.
Marion Costa war da schon einige Jahre am Haus, hatte bereits viele Rollen gesungen. Als Violetta wuchs sie vielleicht zum ersten Mal über sich hinaus, lebte, liebte und litt unvergesslich als Verdis schönstes Geschöpf. Solche Partien hatte man ihr immer zugetraut. Natürlich war da ein wenig Nimbus mit im Spiel: der italienische Name, die Herkunft des Vaters, Wurzeln also im Heimatland der Oper. Ehrliches Bedauern, als sie Würzburg schließlich verließ. Jede „Traviata“ blieb immer ein wenig mit der Erinnerung an diesen Abend, mit der Erinnerung an ihre Violetta verbunden. Es wurde Zeit, endlich einmal nachzufragen, was Marion Costa eigentlich „macht“.
Der Kontakt ist rasch hergestellt, sie lebt immer noch in Hannover, an das dortige Staatstheater ist sie nach ihrer Würzburger Zeit gegangen. Und die ist ihr noch völlig präsent, das merkt man bei jedem Satz. „Ich habe nicht das Gefühl, lange weg zu sein“, sagt sie. Würzburg war für die junge Sängerin die erste Berufsstation, und ihre erste Rolle dort auf der Bühne war gar nicht klein: Anna im Musical „The King and I“ mit Ingo Klünder als König von Siam. „Ich musste allein 40 Seiten Text lernen“, sagt Marion Costa lachend. Neben den üblichen Operettenrollen und kleineren Sachen hatte sie rasch die Chance, wichtige Partien ihres Fachs zu singen: Pamina, Konstanze, Desdemona, Gräfin im „Figaro“, Tatjana in „Eugen Onegin“, Mimi und natürlich Violetta. In Hannover kam als wichtige Rolle noch die Micaela in „Carmen“ dazu. Ihr Repertoireverzeichnis umfasst mittlerweile an die 30 Opernpartien, dazu Operettenund Musicalrollen. Stimmlich hat sie sich vom lyrischen Sopran zum jugendlich-dramatischen Fach hin entwickelt, hat unter anderem in der Deutschen Oper am Rhein und in der Dresdner Semperoper die Agathe im „Freischütz“ gesungen. Nach Hannover folgte noch ein Engagement in Bremen, seit 2004 arbeitet Marion Costa frei. „Ich habe den Schritt nicht bereut“, betont sie. Es gab und gibt Auftritte in Köln, Frankfurt, Wien, Mannheim, bei den Eutiner Festspielen und einiges mehr. Das Leben einer Sängerin also, Schwerpunkt Oper.
„Ich mag es, eine Rolle authentisch zu gestalten“, sagt sie, „Charaktere auszuloten.“ Sie hat wieder eine Gesangslehrerin, um sich weiter um ihre Stimme zu kümmern. Die Musik von Richard Strauss interessiert sie, ein Ziel wäre die Marschallin im „Rosenkavalier“. Und vielleicht irgendwann die Elsa im „Lohengrin“. Weil man manchmal nicht an Erinnerungen rühren soll, kommt die Rede nicht mehr auf die Violetta. Seltsam eigentlich...