Das Würzburger Mozartfest vom 24. Mai bis 23. Juni in der Domstadt

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 05/2024)

Zerstörte und wieder erstandene Schönheit steht als Symbolbild für das diesjährige Würzburger Mozartfest, passend zu den wunderbaren Räumen der Residenz, die nach dem Krieg in altem Glanz erstrahlen, und passend auch zu Mozarts Musik, die bei den herrlichen Melodien dazu verführt, Untergründiges zu vergessen. Dieses Jahr hat Intendantin Evelyn Meining als artiste étoile Christophe Rousset
für das Festival nach Würzburg geholt, einen Garanten für authentische und mitreißende Darbietung von Barockmusik, Leiter des fantastischen Ensembles Les Talens Lyriques. Gleich im Eröffnungskonzert wollen sie bekannte Werke Mozarts neu erstrahlen lassen, und Bariton Benjamin Appl wird dabei Arien von Zeitgenossen Mozarts präsentieren. Rousset, ausgebildeter Cembalist, wird sich auch in diesem „Metier“ vorstellen, hat aber eine besondere Leidenschaft für die Oper. So gibt es unter seiner Leitung Mozarts Oper „Cosí fan tutte“ konzertant mit hervorragender Sänger-Besetzung, ein Werk ohne echtes Happyend, in dem alle Beteiligten ihre Ideale verloren haben, bei dem aber die Musik darüber glänzend hinwegtröstet.

Auch am MozartLabor wird Rousset teilnehmen; da werden vier Kritiker verschiedene Cosí-Einspielungen vergleichen und junge Sängerinnen und Sänger werden auf Opernpartien von Mozart und seinen Zeitgenossen in öffentlichen Proben vorbereitet. Überhaupt ist das Mozartfest 2024 vokal-lastig mit 21 Veranstaltungen mit der menschlichen Stimme. Davon berührt wohl der Liederabend im Shalom Europa mit Bariton Johannes Martin Kränzle am tiefsten bei Kompositionen zu jüdischen Weisen und über menschliche Schuld. Auch Mozarts Requiem darf in diesem Zusammenhang nicht fehlen. Es erklingt mit Concerto Köln und jungen Stimmen im Dom, aber auch in Kombination mit modernen Werken in St. Burkard. Einen optimistischen Umgang mit dem Tod zeigt die Lautten Compagney Berlin auf, zusammen mit der Capella Angelica in Faurés Requiem. Sehnsüchtiges beschwört in „Closer to paradise“ der viel gerühmte Countertenor Valer Sabadus zusammen mit dem Spark-Ensemble bei Kompositionen von Barock über die Romantik bis zu Rock. Natürlich gibt es auch wieder herausragende Tastenkunst zu hören, am umfangreichsten an zwei Abenden die vierteilige „Expedition“ mit dem herausragenden Pianisten Kit Armstrong zusammen mit so renommierten Ensembles wie dem Schumann Quartett, Quatuor Hermès oder dem Minetti-Quartett bei Mozart-Werken – eine Riesen-Unternehmung!

Ihre Könnerschaft am Klavier zeigen auch Ragna Schirmer, Ronald Brautigam oder der groovende Sebastian Sternal mit der hr-Bigband. Bei Klassikfans begehrt sind große oder renommierte Orchesterkonzerte, etwa mit der Camerata Salzburg, dem Mozarteum Orchester Salzburg, dem Scottish Chamber Orchestra, der Bayerischen Kammerphilharmonie, den Bamberger Symphonikern, dem Finnish Baroque Orchestra oder dem Philharmonischen Orchester Würzburg. Ausgefallenes wie ein Tubaquartett, Jazziges, Unterhaltsames stehen auf dem Programm. Etwas Besonderes bietet ein Wandelkonzert in den Räumen der Erlöserschwestern als musiktheatralische Installation. Abgerundet wird alles durch eine Ausstellung im Martin von Wagner-Museum als moderner Bilder-Zyklus zu Mozarts Requiem. 

Bildnachweis: Andreas Herzau

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