Das Ballett „Eros“ in der Blauen Halle des Mainfranken Theaters Würzburg

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 07/2024)

Liebe, körperliche und seelische Anziehungskraft, erotische Begierde und sinnliche Lust, all das kann Eros ausdrücken. Im Ballett „Eros“ von Dominique Dumais, kombiniert mit dem Tanzstück von Robert Glumbek, werden in der Blauen Halle des Würzburger Mainfranken Theaters in Bewegung, Farb-Stimmungen und zu impressionistischen Kompositionen, musikalisch mitreißend gespielt vom Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Enrico Calesso, vielfältige Facetten der körperlichen und geistigen erotischen Erfahrung und der zwischenmenschlichen Beziehungen spürbar, unterstützt und gesteigert durch die ästhetisch beeindruckende Ausstattung von Verena Hemmerlein.

Der vierteilige Ballettabend beginnt mit der Choreografie „As above so below“ des polnisch-kanadischen Tänzers Robert Glumbek, spiegelt den antiken Götterhimmel in mythologischen Figurenkonstellationen; die griechischen Götter, hier Verkörperungen der Planeten, scheinen in ihren wechselnden Liebesbeziehungen und in ihrem erotischen Begehren vergleichbar denen der Menschen, die letztlich zu den Sternen aufschauen, als Sternenstaub in ihren transparenten Umhüllungen, alles begleitet von variierenden Hintergründen und untermalt von der Symphonie concertante von Karol Szymanowski.

Die folgenden Tanz-Teile, choreografiert von der Würzburger Ballettchefin Dumais, werden eingeleitet durch einen Prolog zu einem Sounddesign von Davidson Jaconello mit Atemgeräuschen als Grundvoraussetzung für Leben, alles symbolisiert durch ein Bild eines ursprünglichen Mensch-Seins, zwei eng aneinandergebundene Tänzer, die schließlich geteilt werden, aber immer wieder zueinander streben, damit sie ein Ganzes bilden. Alles Folgende geschieht vor üppigen dunkelroten Stoffbahnen, auf die ab und zu florale Formen projiziert sind. Fünf Tänzerinnen in hautfarbenen Bodys mit pflanzlichen Applikationen darauf entdecken in weichen, weiten Bewegungen und Streckungen ihre kreatürliche Lebendigkeit zu den Klängen von Debussys „Nachmittag eines Fauns“, werden ihrer erotischen Kraft gewahr, und bei ihrem sexuellen Erwachen gesellen sich zu ihnen fünf Tänzer in dunkelroten Hosen, stacheln in wilden Bewegungen ihre Begierde an.

Die „Pavane pour une infante défunte“ von Maurice Ravel wirkt dagegen ruhiger, scheint in der Erinnerung an erotische Stimmungen und Momente zu schwelgen in schmiegsamen Pas de deux und gleitenden Hebefiguren, zärtlichen Umarmungen, während dann, eingeleitet durch gemeinsames, lautes Ausatmen des Ensembles der „Bolero“ von Ravel sich immer mehr entfaltet, antreibt zu gesteigerter Schnelligkeit, zu Öffnungen, engen Kreisen und Ketten, immer wilder werdend, überstrahlt durch rotes Licht, bis dann die roten Stoffbahnen sich lösen und auch das Publikum davon erfasst wird. Eine unglaublich starke Leistung des gesamten Ensembles!

Bildnachweis: Nik Schölzel

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