Klassisch gebildet, wie er nun einmal ist, kennt Lukurello natürlich die Bedeutung des Wortes „Guru“. Es kommt aus der altindischen Sprache Sanskrit, heißt eigentlich „schwer, gewichtig“ und steht in der Regel für „Lehrer“. Als Name für ein indisches Restaurant ist Lukurello „Guru“ bisher noch nicht untergekommen, obgleich er sich an dieser Stelle durchaus als großer Fan und Kenner der indischen Küche outen möchte. Wobei der Begriff „indische Küche“ ein fraglicher ist, denn schon allein der riesige Subkontinent Indien kennt unzählige und unterschiedliche regionale Küchen.
Dazu kommt,
dass durch die enge Verbindung
Indiens mit der angelsächsischen
Welt von der Kolonialzeit her indische
Restaurants weltweit zu
finden sind, die sich durchaus
von der originalen Küche gelöst
und einen eigenen Stil entwickelt
haben. Wobei das aber wiederum
nicht in dem Umfang wie bei der
chinesischen Küche geschehen
ist, von der man ja leider sagen
muss: Ein chinesisches Restaurant
bei uns hat so gut wie nichts
mit den Koch- und Esstraditionen
Chinas
zu tun. Indische
Restaurants sind
ihren Ursprüngen
durchaus treu geblieben.
Einer dieser
Ursprünge
heißt natürlich
„Curry“.
Wobei immer
wieder betont werden
muss, dass „Curry“ kein Gewürz
ist, sondern die Bezeichnung für
eine Zubereitungsart; sie kommt
von dem Wort „khari“, was soviel
wie „Sauce“ bedeutet. Die
Gewürzmischung, mit
der ein Curry-Gericht
zubereitet wird, heißt
Masala. Mit solchem
Grundwissen ausgerüstet,
kann man
testen, ob man im
„Guru“ in Würzburg
etwas über indische Küche lernen
kann.
Der Weg dahin ist weit, das „Guru“ liegt abgelegen in der Sanderau, da, wo man am Ende der Friedrich-Spee-Straße eigentlich kein Restaurant mehr vermuten würde. Beim Betreten empfängt einen deutlich indische Atmosphäre, also die übliche Folkloredekoration, die man mit Indien halt so verbindet. Zur Mittagszeit war das „abgelegene“ Restaurant überraschend gut besucht, kaum ein freier Tisch. Asiatische Küche boomt ja seit Jahren, dem Exotischen gegenüber ist man aufgeschlossen – wenn es denn nicht zu exotisch daherkommt. Das „Guru“ geht mittags, was die Speisekarte anbelangt, drei Wege: Die ganz normale, sehr vielfältige Karte, die das Spektrum indischer Küche ausgewogen abbildet, neben Fisch, Hühnchen und Lamm also auch den vegetarischen Speisen breiten Raum einräumt. Dann ein spezielles Mittagsmenü mit einer Auswahl aus 14 Gerichten. Und schließlich ein „Indisches Gourmet-Mittagsbuffet“ am Freitag und Samstag. Weil gerade Freitag war, entschied sich Lukurello für dieses Bufett.
Nun, von der Auswahl her war es überschaubar, vom Geschmack her durchaus zufriedenstellend. Es gab eine ordentliche Tomatensuppe, Pakoras aus Kichererbsenmehl, mehrere Curry-Gerichte, Reis, ein in ganz Indien nicht wegzudenkendes „Dal“, also ein Linsengericht, und „Palak Paneer“, ebenfalls ein Klassiker aus Spinat und Hüttenkäse. Dazu eine kleine Salatbar, die Lukurello eher entbehrlich fand. Alles war wohlausgewogen gewürzt – die indische Küche ist nun einmal eine Komposition aus vielen Gewürzen – die Schärfe für europäische Gaumen heruntergedimmt. Der erste Eindruck: Das „Guru“ bietet solide indische Restaurantküche und bemüht sich, die Erwartungen zu erfüllen, die man hierzulande an ein indisches Restaurant hat. Der Mittagstisch zum kleinen Preis ist als Einstieg gut geeignet, die umfangreiche Speisekarte verspricht aber durchaus noch Entdeckungen, auf die man sich neugierig einlassen kann.
Kleiner Tipp von Lukurello für indische und asiatische Küche überhaupt: Mit möglichst vielen Personen hingehen, möglichst viele unterschiedliche Gerichte bestellen und sich kreuz und quer durchprobieren. In Asien liebt man die kulinarische Vielfalt.