Ein Jahr ist wie im Fluge vorbeigerauscht.
Seit der offiziellen
Eröffnung der neuen Kunsthalle
im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad
in Schweinfurt am 28. Mai 2009
haben rund 50000 Besucher den
Weg in die bewusst schlicht gehaltene
Kunststätte gefunden.
Getrieben von Neugier ob der
Verwandlung eines Bades in eine
Kunsthalle oder von der Freude
an der Kunst, das Resümee ist
einheitlich: Begeisterung zollen
die vielen Einträge im Gästebuch
der Gesamtleistung. Ein Besucher
aus Aschaffenburg bekundete offen:
“Ich dachte immer Schweinfurt
sei auch kulturelle Provinz!
Ich hatte mich geirrt.” Ein Tourist
aus Celle fügte an: “Ein Tipp
aus dem Freundeskreis führt zu
völlig überraschenden Eindrücken.
Ich werde die Kunsthalle in
guter Erinnerung behalten.” Der
bekannte und in der Nähe von
Schweinfurt aufgewachsene Kinderbuchautor
Paul Maar konstatiert:
“Wirklich ein Gewinn für die
Stadt! Besonders beeindruckend
die Plastiken und Skulpturen.”
Auch aus der ganzen Bundesrepublik
kommende Schauspieler
des in direkter Nachbarschaft gelegenen
Gastschauspiel-Theaters
frequentieren regelmäßig die
Kunsthalle und sind erstaunt.
Die Begeisterung speist sich
zum einen aus der baulichen
Leistung und dem runden, großzügigen
Gesamteindruck, andererseits
aus dem Dargebotenen.
Während im Erdgeschoss
der Kernbestand der Kunsthalle
Schweinfurt unter dem Titel
“Diskurse - Deutsche Kunst
nach 1945” dem Besucher die
Gelegenheit gibt, zwischen den
Kunstäußerungen des 20. und
21. Jahrhunderts Vergleiche anzustellen
ohne dabei den Bezug
zur fränkischen Kunst zu verlieren,
präsentiert das
Untergeschoss
mit den Dauerleihgaben
der Sammlung Josef Hierling einen
eigenständigen Blick auf die
Kunst des expressiven Realismus.
Einmal im Jahr werden gesonderte
Themenausstellungen - wie
derzeit mit “Menschenbilder” (zu
sehen bis zum 25. Juli) - aus dem
reichen Fundus schöpfen.
Besondere Highlights für eine
Kunsthalle sind die Wechselausstellungen,
deren Wirkung weit
über den Schweinfurter Raum
ausstrahlt. So haben Umfragen
bei den Besuchern ergeben, dass
die Kunsthalle in ganz Deutschland
präsent ist, wenngleich der
Hauptteil der auswärtigen Besucher
aus dem süddeutschen
Bereich kommt. Den farbgewaltigen
Auftakt in der Großen Halle
machte vor einem Jahr der in
München lebende Franz Hitzler
mit seiner beeindruckenden
Schau “Farbe, Furcht und Engel”,
Arbeiten, die stark emotional angelegt,
bislang weitgehend noch
nicht gezeigt worden waren. Auf
Hitzler folgte die geschichtsträchtige
Ausstellung “20 Jahre
Deutsche Einheit 1998 - 2009”,
die Kunst aus dem heute wiedervereinigten
Deutschland aus
der Sicht der Region Franken wie
aus dem Blickwinkel der Kunstmetropolen
im anregenden
Dialog beispielhaft präsentiert
hat. “Das Ausstellungsprojekt
wollte Grenzüberschreitungen
im Spiegel der Kunst dies- und
jenseits der einstigen Grenzlinie
darstellen und hat viel Aufmerksamkeit
sowie auch eine
kritische Auseinandersetzung
mit der Geschichte gefunden”,
resümiert die Kuratorin Andrea
Brandl. Für besondere Aufmerksamkeit
in ganz Franken sorgte
letztes Jahr erstmals die mit
großen organisatorischen Vorarbeiten
verbundene “Triennale
Schweinfurt - Fokus Franken”,
eine Bestandsaufnahme der zeitgenössischen
Kunst in Franken,
an deren Ausschreibung sich 400
Künstler bewarben, 23 von ihnen
wurden zu der “Leistungsschau”
schließlich eingeladen, die der
Videokünstler Sebastian Stumpf
gewann, den zweiten Platz belegte
die Malerin Kathrin Ziegelmaier.
2012 wird die Triennale in
die zweite Runde gehen.
Mit herman de vries hielt die
Natur Einzug in die große Halle
und verdeutlichte im Jahr der
Biodiversität eindrucksvoll die
Prozesse des Werdens und Vergehens.
Mit Ingrid Hartliebs
Ausstellung “Totale” richtet sich
ab 18. Juni der Blick auf die zeitgenössische
Bildhauerei. Mit
dem Werkstoff Holz möchte die
Künstlerin dem fragmentalen
Charakter der Welt und ihrem
bruchstückhaftem Erfassen Ausdruck
verleihen.