Vor wenigen Jahren habe er
noch graphische Aufträge
von großen Wirtschaftsunternehmen
der Region erhalten, sagt
der Graphiker und Maler Heinz
Böhm, der in Schweinfurt lebt
und arbeitet. Obwohl sein Interesse
und seine Begabung in der
freien Malerei liegt, wählte er eine
Ausbildung zum Graphiker, weil
er wusste, dass die freie Malerei
oft nur eine bescheidene Existenz
ermöglicht. Als er sein Studium an
der Würzburger Werkkunstschule
begann, lehrten der Holzschneider
Richard Rother, Greiner und
Dietmer, die als Künstler bereits
hochgeachtet waren, als Dozenten
freies Zeichnen und freie
Malerei an diesem Institut.
Nach zwei Jahren wechselte er zur Fachhochschule für Kunst und Graphik nach Nürnberg, um das Rüstzeug zum Graphiker zu erwerben. Viele Jahre gehörte Böhm schließlich zu den renommierten Graphikern seiner „Zunft“ in Schweinfurt. Durch „corporate identity“ und die Konzentration von Geschäftsfeldern, vor allem aber durch technische Innovationen, änderte sich zunächst schleichend und schließlich immer rasanter das Umfeld für Graphiker.
L`art pour l`art
Anfangs kam ihm diese Situation ganz gelegen, schließlich fand er nun wieder Zeit für die freie Malerei, für das l'art pour l'art. In einem aus über 40 Bildern bestehenden Zyklus malte er Ansichten und Eindrücke, die er auf seinen zahlreichen Wanderungen in und über die Alpen gewonnen hatte. Die Bilder fielen dem kunstinteressierten Publikum sofort auf, wegen ihrer Dramatik, Spannung und farblichen Komposition. Zu diesem Bogen gehört auch das Aquarell „Marmolatta“, das sich ihm beim Übersteigen dieser Gruppe besonders eingeprägt hat. Zunächst malte er aus „Gaudi“ seine Freunde und Bekannten in seinem Umfeld, teils realistisch, teils als Karikatur. Daraus wurden schließlich „Porträtkarikaturen“, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuten.
Diese Arbeiten
zeichnen sich dadurch
aus, dass sie in Kopf- und Körperhaltung
naturalistisch abgebildet
sind. Überzeichnet werden diese
Bilder durch den Humor oder
durch „Grillen“ oder besondere
Begabungen des Abgebildeten,
so dass ein überwiegend lustiger
und herausfordernder Gesamteindruck
entsteht.
Auffallende Persönlichkeiten
des öffentlichen Lebens nimmt
er für besondere Anlässe besonders
gern „aufs Korn“. Nicht zuletzt
hat er den Wahlkampf der
Oberbürgermeisterin Schweinfurts,
Gudrun Grieser, mit seinen
Bildern begleitet.
Bisher gelingt es ihm noch
sein zeichnerisches Temperament
zu zügeln, so dass überwiegend
„graphische Bilder“ wie
die Bilderserie „Meisterköche“,
vor allem aber ironisierte Abbildungen
italienischer Gerichte,
wie zum Beispiel „coniglio in peperonata“,
oder „Cafè dopio“, auf
denen er valentinesk mit den Begriffen
spielt, besonders von seinen
italienischen Freunden begeistert
aufgenommen werden.
Durch die jahrelange Beschäftigung mit Graphik sind ihm die Genauigkeit der Darstellung in Leib und Blut übergegangen, sagt er von sich. Er warte geradezu auf eine Initialzündung, die dazu führt, dass der Geist „der Flasche entweicht“ und seine Bilder explodieren, so der sympathische Schweinfurter.