Die 6. Triennale in der Kunsthalle Schweinfurt steht unter dem Motto „Aufgefächert“

von Renate Freyeisen (erschienen in Ausgabe 07/2024)

Die 6. Triennale in der Schweinfurter Kunsthalle zeigt unter dem Titel „Aufgefächert“ zeitgenössische Kunst in Franken von neun Künstlerinnen verschiedenster Jahrgänge in den Disziplinen Malerei, Grafik, Fotografie, Video, Keramik und Textilkunst.

Beim Eintritt in die Große Halle fällt sofort ein riesiges, vier Meter hohes expressives Gemälde von Lisa Wölfel auf: „Der Schwimmer“ erinnert an die ursprüngliche Nutzung des Raums als Hallenbad. Dazu korrespondiert diagonal ein noch größeres Bild eines nackten Frauenkörpers, das sich auch weit über den Boden erstreckt und fast ironisch meint „Ich passe in die Halle rein“. Schnecken kriechen an der Frau hoch, und daneben, an der Wand, verweist eine zarte Zeichnung mit einer Riesenhand und einer Fledermaus darin auf die Macht, die der Mensch über die Natur hat als Beschützer oder Zerstörer.

Programmatisch kommt das Werk von Julia Tiefenbach daher, schon mit ihrer Graffiti-Parole „All I ever wanted was everything“ auf der Wand, und die Architekturzeichnung „Flex“ mit spürbarem Vergnügen an räumlicher Darstellung, die dann dreidimensional mit einer plastischen „FunBox“ auf dem Boden konkretisiert wird.

Großformatige Tafeln, auf die kurze, farbige Linien scheinbar impulsiv gesetzt sind, von denen farbige Fließströme herabrinnen, geben bei Ursula Jüngst Stimmungen, Empfindungen wieder. Die vierteilige quadratische Serie „Noli me tangere“ entwickelt Pinselgesten von dunklerer bis hellerer Färbung, und die zweiteilige hochformatige Serie „Das Schweigen brechen“ mit dichteren Pinselstrichen verleitet beim Betrachten dazu, sich intuitiv in diese Farbwelten hineinzuversetzen.

Heidrun Schimmel arbeitet mit textilen Materialien, mit schwarzem Organzastoff und weißen Fäden, formt damit Serien, welche das transparente Gewebe auch zu plastischen zarten Gebilden erweitert, etwa in rhythmischen Reihungen „Nach Strich und Faden“ oder die sich als Rechtecke zu einem grafischen Wand-Bild formieren, bei dem die Fäden als helle horizontale Linien aus dem schwarzen Gewebe hervortreten. Auch textile Objekte wie „Haut-Hut-Haus“ lassen plastische Formen entstehen mit grauen Zwischentönen.

Barbara Sophie Nägle hat eine ganze Fotowand geschaffen mit Bildern aus extremer Nah-Sicht unseres Alltags, mit „gewöhnlichen“ Ausschnitten unserer Umgebung, von Flecken, Staub, Abfall usw. und so genannter Unordnung.

Stefanie Brehm dagegen erschafft Skulpturen mit Malerei darauf in leuchtenden Farben. Ihre Keramiksäulen und Wand-Objekte erstrahlen in glänzenden, bewegt aufgesprühten Farben.

Ein Symbol für Vergänglichkeit von Schönheit stellt die Fotoserie „Stillleben mit Seifenblasen“ von Stefanie Pöllot dar, ebenso thematisieren dies die sensiblen Video-Installationen. Es sind „Bewegte Bilder“, in denen sich etwas spiegelt, in Flüssigkeiten fast schemenhaft abzeichnet oder auf weißen Lilien kaum als Schatten wahrnehmbar ist als Spur von „Vanitas“.

Birgit Ramsauer dringt ein in Bereiche, die vielleicht nicht jedem zugänglich sind, sie erobert sie als „Maulwurf“, zwängt ihre Hand rein in Strukturen, etwa im „Haus der Banken“, dokumentiert dies fotografisch als „Performanz des Realen“.

Ganz anders die figuralen Werke von Fatma Gürdü. Sie zeigt in zarten, fast diffus verschwimmenden Gemälden ihr Interesse am Menschen, auch in den frontalen Porträts mit fast forderndem Blick, ebenso in den plastischen, aus Gips geformten Köpfen, und auch die Schwere der Existenz in düsteren Zeiten. Bis 15. September.

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Die Kunsthalle hat Dienstag, Mittwoch sowie Freitag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Donnerstags bis 21 Uhr.

Bildnachweis: Sergej Chernoisikow

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