Eigentlich eine alte Kunst, das
Geschichtenerzählen. Doch
in einer Zeit, in der die Medien
immer raffinierter arbeiten, ist
Unmittelbares, Persönliches wieder
gefragt. Und so startet Martin Hanns, Schauspieler, Musiker
und Theaterwissenschaftler, vom
Theater Sommerhaus her bestens
bekannt, eine neue Reihe, den
„Storykeller“ im Würzburger Theater
Chambinzky, immer am letzten
Samstag im Monat.
Dort, wo mit 60 bis 80 Plätzen ein intimer Rahmen zur Verfügung steht, sollen künftig Erzählerinnen und Erzähler Geschichten nicht aus einem Buch vorlesen oder auf der Bühne spielen, sondern wirklich mündlich frei vortragen. Das Besondere des freien Erzählens ist schwer in eine griffige Bezeichnung zu bringen. Vielleicht aber lockt der ungewöhnliche Begriff „Storykeller“ Neugierige.
Die uralte Kunst des Geschichtenerzählers hat nicht nur im Orient Tradition, sondern im ganzen Mittelmeerraum. Die Zuhörer lassen sich da seit Urzeiten fesseln durch Geschichten, von denen im Lauf der Jahrhunderte alles Unnötige abgeschliffen wurde. Die Faszination der so gebotenen Stoffe besteht im unmittelbaren Erleben, wenn das Publikum quasi an den Lippen des Erzählers hängt, der je nachdem traditionelle Erzählstränge um Liebe und Tod, um Märchenhaftes, spannende Tragödien, auch Lustiges ausschmücken oder besonders betonen kann.
Den Auftakt machte Martin Ellrodt aus Nürnberg mit „Geschichten aller Art: vom Leben und Lieben“. Am 28. Mai erzählt Martin Hanns aus der berühmten Märchensammlung „1001 Nacht“; die Hälfte des Abends nimmt da schon die Rahmengeschichte ein, und die Grausamkeit, aber auch die Exotik und Erotik der anderen Erzählungen, die eigentlich kein Ende haben, sondern ineinander übergehen, machen den Reiz dieses ewig jungen Stoffes aus.
Am 25. Juni ist Dirk Nowakowski aus Erlangen angekündigt, ein „klassischer“ Geschichtenerzähler, ursprünglich Historiker und Museumspädagoge, mit „Alles aus Liebe, sonst geht die Welt unter“. Hier dreht sich alles um die komplizierte Liebe zwischen Mann und Frau. Übrigens kümmert sich Hanns auch um den Erzählernachwuchs; geplant sind eine Newcomer-Ecke und ein Workshop, damit diese Kunst nicht eine Nischenkunst für Wenige bleibt.