Der Gründung des Minitheaters ging der
Wunsch voraus, nach zehn Jahren unsteten
Wanderlebens als Gaukler endlich abendfüllende
Programme anzubieten. In Eigenregie ging der Garagenumbau
vonstatten, bereits während der Umbauarbeiten
probte Lilli Chapeau auf einer fußmattengroßen
Minibühne ihr erstes Stück ein: Goethes
„Faust“. Nach der feierlichen Eröffnung mit
reichlich lokaler Prominenz begann der Theaterbetrieb
mit einigen wenigen Vorstellungen im Jahr.
Inzwischen steht fast wöchentlich eine Aufführung
auf dem Programm. Seit die Medien aufmerksam
wurden auf das, was in Miltenberg geschieht, kann
sich „Lilli Chapeau“ über mangelnde Zuschauernachfrage
nicht beschweren. Weit über Miltenberg
hinaus reisen Theaterfans an, um für 29 Euro einen
der beiden Plätze in der „Zarenloge“ oder für 16 Euro
zumindest einen der sieben Studentensitze zu
ergattern. Dass Lilli Chapeau und Clemens Bauer
klar kommen mit den Abendeinnahmen von etwa
550 Euro bei ausverkauftem Haus, liegt daran,
dass sie alles rund um die Vorstellung bis hin zu
Kartenvorverkauf und Buchhaltung selbst organisieren.
Daneben lassen sie sich für Jahrmärkte und
Kulturfestivals, Firmenparty und Privatfeste engagieren.
Mit „Paris, Paris und seine Frauen“ steht am
26. Juni das erste von bisher zwei Theaterstücken
aus Lilli Chapeaus Feder auf dem Programm. Die
Mimin schlüpft dabei in die Rolle berühmter Pariserinnen,
deren Biografien bis heute faszinieren.
Wie konnte die Nichtadelige Jeanne-Antoinette
Poisson zu Madame de Pompadour werden? Wie
reagierten die Pariser auf George Sand, die sich erdreistete,
Männerkleider zu tragen? Diese und viele
weitere Fragen beantwortet Lilli Chapeau in ihrer
theatralischen „Sight-Seeing-Tour“ - und macht
gleichzeitig die Geschichte der schillernden Stadt
Paris lebendig.