Das Theater Chambinzky steht am Beginn einer neuen Ära. Theaterleiter Csaba Béke über Herausforderungen und Hoffnungen

von nio (erschienen in Ausgabe 05/2024)

„Es ist komplex“, fasst Csaba Béke seine Gefühlslage zusammen. Nach langem Hin und Her zieht das Chambinzky nun doch ins Bockshorn unter dem Kulturspeicher. Ende gut, alles gut? „Das Ganze ist vielschichtig“, entgegnet Béke, der seit seinem 16. Lebensjahr im Chambinzky zuhause ist. Am 30. Juni 2023 flatterte seinem Theater die Kündigung ins Haus. Seither ist viel passiert. Resumée: Die Stadt habe die Bedeutung des Chambinzkys, das in diesem Jahr sein 40. Jubiläum feiert, erkannt. Bis Ende 2026 ist der Mietvertrag sicher, läuft dann aber ohne Option aus. Nach und nach geht es nun hinunter an den Main. „In einigen Dingen gibt es am alten Hafen mehr Planungssicherheit.

Beide Locations werden eine Zeitlang parallel betrieben“, erzählt Béke mit Blick auf den Startschuss des regulären Theaterprogramms im ehemaligen Theater Bockshorn Anfang November. Nach wie vor sei die Situation anspruchsvoll. Der bisherige Trubel – auch medialer Natur – habe spürbare Konsequenzen für das Haus. Angefangen bei der Erstellung von Spielplänen, über Kostensteigerungen bis hin zum Kartenverkauf. Das sei als gemeinnütziger Verein nicht einfach zu stemmen. Trauer und Melancholie, aber auch Freude und vor allem Optimismus dominieren, wenn die Mannschaft an den Auszug aus der Valentin-Becker-Straße denke.

Über allem stünde der Anspruch: „Kultur muss für alle zugänglich bleiben.“ Das treibt Csaba Béke und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter an. Das neue Domizil ist keine ausgewiesene Theaterbühne. Umstrukturierungen und neue Ansätze sind nötig, um das „Chambinzky Hafentheater“ zukunftsfähig zu machen. Aber wie fügen sich Großer Saal, KuZu-Kellertheater, Kulturclub und Gastronomie in die neue Spielstätte ein? Das gewohnte Programm wolle man langfristig erhalten, so der Theaterleiter. Aufgrund der Gegebenheiten müsse man jedoch umdenken. „60 Prozent des bisherigen Angebots werden erst einmal wegfallen, bis wir geeignete Räumlichkeiten dafür gefunden haben“, sagt Béke, der hier an die Kulturclub-Bühne und das bisherige Gastro-Format denkt. Weiterhin wolle man aber Live-Club sein und künftig natürlich auch die Sparte „Kabarett“ erschließen. Bis es soweit ist, stehen erst einmal Umbaumaßnahmen an. Unter anderem ist eine Festbestuhlung geplant. Die ist kostenintensiv, doch nachhaltige Optionen, seien dank der Unterstützung des Kulturamtes der Stadt in Sicht.

Daneben werde es eine feste Podesterie mit Theatersesseln geben. Auch die Garderoben würden ausgebaut. „Wir planen zudem eine barrierefreie Bühne“, berichtet Béke stolz über eine Seltenheit in der Stadt. Angedacht sei auch eine bessere Positionierung für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer und Menschen mit Seh-Beeinträchtigungen. Das künstlerische Konzept müsse ebenfalls angepasst werden. Bislang gebe es ein „kleines, feines und auch experimentelles Kammerspiel“ in zwei Sälen mit rund 370 Vorstellungen pro Jahr. Der neue 200-Plätze-Saal biete eine völlig andere Atmosphäre. „Wir werden natürlich die Sparte Komödie-Boulevard weiterhin bedienen, uns aber auch offiziell als Literatur- und Filmadaptionstheater deklarieren.“ Es sei eine Linie mit modernen, zeitgenössischen und satirischen Stoffen, wie sie im Chambinzky seit rund zwei Jahren stattfinde. „Dafür schlägt unser Herz!“ Klassische Komödien wolle man aber künftig nicht außen vorlassen. „Wir werden am Alten Hafen sehr gut aufgehoben sein“, schließt Csaba Béke. „Alles ist möglich!“ 

Bildnachweis: Susanna Khoury

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